Chicago, Millenium Park, Cloud Gate von Anish Kapoor
 
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Millenium Park: Die neu entdeckte Innenstadt - Fr 18. Mai 2007 Chicago

Millenium Park: Die neu entdeckte Innenstadt

Heute beginnt mein Tag im Süden der Stadt, auf dem Campus der University of Chicago.

Hier kann man das Robie House besichtigen, ein weiterer Wright Bau aus dem Jahre 1909. Von außen ist das Haus sofort als Wright Entwurf zu erkennen. Innen auch. Wright war seiner Zeit weit voraus, also wurden viele Arbeiten nicht mit den richtigen Materialien ausgeführt und die Bauten waren nicht für die Ewigkeit bestimmt. Die Renovierung ist bereits in vollem Gange und auch dringend nötig. Wir können einen Blick in Wohn- und Esszimmer, mit tollen Lampen, hübschen Holzstreben als Deckendesign und erneut schönen Fenstern aus Buntglas, die auf weitläufige Balkone führen werfen. Wright hat nicht nur die Häuser sondern auch das Interior Design selbst entworfen und trifft erneut absolut meinen Geschmack.

Gleich neben dem Haus liegt die Chicago Graduate Business School, ein hochmodernes Gebäude, viel Glas und dennoch Kathedralenähnlich.

Ein paar Straßen weiter kann man im Smart Museum den Originalesstisch von Wright aus dem Robie Haus ansehen. Wieder kennzeichnend, die hohen Stuhllehnen sowie Lampen auf den Tischpfeilern in den Ecken des Tisches, um einen Raum im Raum zu schaffen.

Ich genieße einen Kaffee in der Sonne des Museums bevor ich die S-Bahn nach Downtown nehme, um nicht wieder ein Vermögen für Parkgebühren zu zahlen.

Heute möchte ich mir den Millenium Park ansehen, einer eigenwilligen Mischung aus moderner Architektur, städtischem Park, und interaktiver Kunst. Dieser wurde 2004 eröffnet und bietet eine ganze Menge: den von Frank Gehri entworfenen Musikpavillon samt Freilichtbühne; die Gehri Brücke, welche den Park mit dem See verbindet; die Crown Fountain, welcher Video-Installation und Brunnen in einem ist; den riesigen Buckingham Brunnen; blühende Parks; die Skyline mit dem 110-stöckigen Sears Tower; den Museum Campus (Kunstmuseum, Naturkundemuseum, Planetarium und Aquarium); und als natürliche Beigabe die Uferpromenade des Lake Michigans. Mein absoluter Favorit ist aber „The Cloud Gate“, das Wolkentor (zu sehen ab Bild 15 in der Bildergalerie). Dabei handelt es sich um eine riesige bohnenförmige Skulptur aus poliertem, hochglänzendem Stahl. Auf der blitzblanken Oberfläche spiegelt sich die Umgebung perfekt. Durch die gekrümmte Form sind Wolken, Häuserfronten und Menschen auf der gleichen Ebene sichtbar. Wenn man unter der Bohne hindurch läuft, verzerren und überschneiden sich die Reflexionen. Das ganze sieht absolut phantastisch aus. Auch die beiden Gehri Bauten begeistern mich. Schließlich erinnern viele Materialien und Formen des Architekten an sein Guggenheim Museum in Bilbao. Mattsilbern glänzende Titanplatten dominieren, Fischformen finden sich wieder. Der Bühnenüberbau erinnert an eine riesige silberne Welle, die gegen die Fassade der Wolkenkratzer zu schwappen scheint.

Gab es Ende des letzten Jahrhunderts einen Trend, die Stadtzentren zu vernachlässigen, alles in die Vororte und Außenbezirke zu verlagern (Stichwort: Magnet Shopping Mall), so wird der hier wieder umgekehrt. In Chicago pulsiert das Leben mitten in der Stadt. Und wie vielfältig! Nicht nur Bankangestellte und Geschäftsleute, nein auch Einheimische und Touristen fühlen sich hier wohl. Es hat sich viel getan seit meinem letzten Kurzaufenthalt vor etwa 8 Jahren.

Und wer immer behauptet hat, New York sei die aufregendste Stadt der USA, der war wohl noch nie in Chicago. Zumindest architektonisch bietet die Stadt am Michigan See eine ganze Menge mehr.

Um schnell etwas gegen den Hunger zu tun, kehre ich bei Panda Express, dem Gourmet China Fastfood ein bevor ich noch etwas durch die Straßenzüge der Innenstadt bummele. Später bringt mich die S-Bahn zurück zum Hyde Park, von dort ist es nur noch ein kleines Stück durch das nächtliche Uni-Viertel zurück zu meinem Auto. Die Nacht ist ruhig und mild, die Straßenzüge hier friedlich.

 

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(c) www.schnupsi.de Donnerstag 23 Juli 2009