Milwaukee, Art Museum, Santiago Calatrava
 
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Ein Wohnzimmer im Museum - So 20. Mai 2007 Madison und Milwaukee, WI

Ein Wohnzimmer im Museum

Ich wache auf und die Straßen sind nass. Die Temperaturen sind auf die Hälfte von gestern gesunken. Es ist windig und eisig kalt.

Mein erster Stopp ist Madison, um das Konferenzzentrum am Monona See auch von innen ansehen zu können. Allerdings ist innen von Wrights Entwürfen wenig zu spüren. Die Stadt und der Architekt konnten sich nicht einigen, die Entwürfe wurden über 50 Jahre lang diskutiert und das Gebäude erst 1989 fertig gestellt. Doch nun ist zumindest der Traum Wrights, mit diesem Gebäude die Stadt mit dem wunderschönen See zu verheiraten, Wirklichkeit geworden. In den Gängen kann man Fotos von Wright und seinen Bauten betrachten und dabei neue Reisepläne in weit entfernte Staaten der USA planen…

Etwa 1 Autostunde weiter komme ich nach Milwaukee, der größten Stadt Wisconsins. Hier steht alles unter dem Zeichen des Biers, denn Miller hat seinen Firmensitz hier.

Hierher zog mich ein Foto des Milwaukee Art Museums. Dieses liegt direkt am Ufer des Lake Michigans und seit 2001 kann es neben seinen Kunstwerken und der tollen Seelage auch noch einen architektonischen Höhepunkt offerieren: die dramatische Architektur des Quadracci Pavillons, dem ersten Gebäude von Santiago Calatrava in den USA.

Dieser sieht von außen aus wie ein riesiges Schiff oder ein Fisch. Wenn die beiden Sonnensegel (Burke Brise Soleil) ausgeklappt sind, erinnert dies an die riesigen Flügel eines Vogel. Leider ist es heute zu windig, um dies zu präsentieren. Aber halt, wie immer habe ich Glück und pünktlich um 12.00 Uhr Mittag wird das Sonnensegel zumindest kurz ausgefahren und der Vogel breitet seine Flügel aus.

Die Architektur des Pavillons ist auch von innen faszinierend. Riesige Fenster öffnen den Blick zum See, die Zementstrukturen sind in strahlendem Weiß gestrichen, Licht durchflutet den Bau, wunderbare Perspektiven eröffnen sich. Der Memo-Chip meiner Kamera muss hier einigen Speicherplatz abgeben.

Später kommt die Sonne heraus und damit strahlt der Himmel wieder in Blautönen über dem Gebäude.

Im Museum kann man Kunstwerke aus allen Epochen sehen. Ich interessiere mich eher für die letzten 150 Jahre und schau mir Monet, Lichtensteins „Seerosen im Teich“, der Pop-Art Interpretation des Monet Klassikers aus dem MoMa, Münters Murnau und Staffelseeszenen sowie die postmoderne Konzeptkunst an.

Besonders beeindruckt mich ein Raum. Hier stehen Sofas und Sessel um einen Tisch, es wirkt eher wie ein Wohnzimmer als ein Museumsraum. Und genau das ist es auch. Viele Bilder des Museums stammen aus der Sammlung eines Ehepaares der Stadt. Nach dem Tod des Mannes hat die Witwe alle Bilder dem Museum vermacht und noch 1 Mio. Dollar für den Museumsbau dazu gelegt. Dafür hatte sie ein Wohn- und Esszimmer im Museum, kam fast täglich hierher, um ihre Bilder anzusehen oder Gästen ihre Sammlung zeigen zu können.

In wenigen Tagen wird hier eine Sonderausstellung mit Werken des berühmten Impressionisten Pissarro eröffnet. Noch ist davon nur das Motto zu sehen „Happy are those who see beauty in the modest spots where others see nothing. Everything is beautiful; the secret lies in knowing how to interpret.”

Nach einem guten Salat im Museums Cafe mit hübschen Ausblicken auf den See, schlendere ich nach draußen. Am Uferweg weht der Wind allerdings so eisig kalt, dass ich mich auf den River Walk zurückziehe und die historischen Fassaden von Theaterhäusern und Lagerhallen in der Sonne anschaue. Nachdem es in der ganzen Stadt keinen Starbucks gibt, die Temperaturen nicht steigen und Milwaukee kein echtes Zentrum besitzt, trete ich die Rückfahrt nach Hoffman Estates an, wo ich noch eine Nacht im Hilton Garden Inn verbringe.

Ohne Navigationssystem wäre ich bei all den Country Roads durch das Seengebiet allerdings nie angekommen.

 

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(c) www.schnupsi.de Donnerstag 23 Juli 2009