19.12.2006

Der Stand meiner kulturellen Erkenntnisse nach zwei Wochen:

- in den Straßenbahnen Rotterdams hängen anders als bei uns keine Nothämmer zum Einschlagen der Waggonfenster für den Fall eines Ereignisses, das auszumalen den Malkasten meiner Phantasie bereits seit meiner ersten Straßenbahnfahrt im lieblichen Mannheim überfordert. Ein ewiges Rätsel. Sollte ich es eines Tages lösen, dürften die Bilder von René Magritte jeglichen Reiz für mich verlieren.

- der Nahverkehr ist sehr gut ausgebaut.

- die Frauen tragen viel häufiger Parfum als ich es von anderswo kenne. Und viel besseres.

- lila Strumpfhosen sind keine Seltenheit.

- die überaus zahlreichen Metro-Stationen sind mit gelben M gekennzeichnet. Wegen der allgegenwärtigen McDonald Filialen glaubt man (ich) anfänglich, selbst in den Karten seien überall die Filialen des Bulettenhändlers mit Sitz in der Achse der Verblödung markiert.

- Buchhandlungen sind schwer zu finden. Auch ein Überangebot an Schuhläden ist scheinbar eher eine deutsche Besonderheit - werden deutsche Fußgängerzonen von Frauen bestimmt?

- es gibt viel weniger Dicke als in Deutschland. Aber diese Beobachtung ist wohl für die meisten Länder außer USA und Australien gültig.

- im Kino gibt es Pausen. Wie in der Schweiz. Toll. Beim Rausgehen bleiben die Sachen zurück. Das Mobiltelefon liegt offen und einsam auf dem Sitz. Allerdings können das auch naive Ausländer gewesen sein - ich war erst einmal im Kino.

- noch mal: Hier ist nur die Hälfte der Einwohner "weiß". Physiognomien und Farben sind abwechslungsreich. Die Körpersprache ist erstaunlich homogen.

- mehrfach wurde mir erzählt, dass Niederländer sich Entscheidungen nicht einfach anordnen lassen sondern viel diskutieren und abwägen. Wir Deutschen seien im Vergleich hierarchiegläubig und würden getroffene Entscheidungen wesentlich unkritischer und auch kompromissloser befolgen. Wow! Und das 60 Jahre nach 45 und 1 Jahr nach dem beliebtesten Ex-Taxifahrer und Außenminister der BRD.