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Reiseberichte unterwegs in der Welt unterwegs in der Zeit

Kop van Zuid - Sehen!

8.03.2007

Kurzfassung:

Am 8.03.2007 ist es soweit: Ich darf meine Sofi-Nummer abholen. Der Weg zum Erhalt der Sofi-Nummer bringt mich bei bestem Frühlingswetter zum neu gestaltenen Kop van Zuid jenseits der wunderbaren Erasmus-Brücke im Zentrum Rotterdams. Es ist so unglaublich schön hier. Das Licht so nahe dem Meer ist ganz anders als zu Hause. Beauty lies in the eye of the beholder. Siehe selbst ...

 

Rotterdam - Kop van Zuid

Google Maps

 

Für das Protokoll:

Am 8.03.2007 ist es soweit: Ich darf meine Sofi-Nummer abholen. Die Sofi-Nummer macht mich zu einem Holländer ehrenhalber. Steuer- und sozialversicherungstechnisch.

Wie so viele Religionen unserer neuerdings nicht mehr flachen Welt keine Predigt daran verschwenden, was wir vor unserer Geburt gewesen sein könnten, bin ich für dieses schöne Land bis zu meinem Eintreffen steuer- und sozialversicherungstechnisch ein Nichts gewesen. Ausgenommen selbstverständlich die Erbsünde: Hier ein Apfel im Paradies, dort steuerverdächtiges Einkommen im Ausland. In Holland muss man auch als Selbständiger formal ein nichtselbständiges Arbeitsverhältnis eingehen. Wenn ich das vorher geahnt hätte, wäre ich nie in dieses schöne Land gekommen.

Als Holländer ehrenhalber darf ich hier Krankenversicherungsbeiträge zahlen auch wenn ich dies in Deutschland privatversichert bereits tue. Da die Verwaltung hier wirklich langsam ist, darf ich mich nach nun fast drei Monaten rückwirkend in Holland krankenversichern. Wie erkläre ich meiner eigenen KV, dass ich drei Monatsbeiträge zurück haben will? Indem ich kündige und einen Monat später nach meiner Rückkehr in das außerholländische Europa für deutlich höhere Monatsbeiträge in ihre Arme zurückkehre? Indem ich sie rückwirkend still lege? Träum weiter ...

Als Holländer ehrenhalber liefere ich meine zu Hause auf prä-PISA Weltklasseniveau ausgebildete Arbeitskraft und verdränge damit einen fehlenden Holländer vom unbesetzten Arbeitsplatz. Ich zahle rückwirkend Sozialversicherungsbeiträge, die ich kurz darauf mangels Gelegenheit ohne Inanspruchnahme einer Gegenleistung dem wirklich netten Volk selbstlos überlasse. In meiner Freizeit erfreue ich mich als Deutschlandbeheimateter am Privileg, die komplizierteste Steuergesetzgebung der Erde auch noch mit der niederländischen multiplizieren zu dürfen. Wenn ich hier nicht mehr gebraucht werde, verschwinde ich wie meine Kamera, die seinerzeit in Barcelona mitsamt den tollen Aufnahmen geklaut worden war. Das kann nicht davon ablenken, dass Barcelona klasse war und Holland einfach wunderbar ist. Alles eingerechnet wird mich Holland etwa fünf bis zehn Prozent mehr meines Bruttoeinkommens kosten als Deutschland. Vorausgesetzt, ich meistere die kombinierte Erfindungsgabe zweier exklusiver Weltreligionen des Steuerrechts.

Im Herzen bin ich kein Holländer oder PISA-Schlusslicht-Deutscher. Der Weg zum Erhalt der Sofi-Nummer bringt mich bei bestem Frühlingswetter zum neu gestaltenen Kop van Zuid jenseits der wunderbaren Erasmus-Brücke im Zentrum Rotterdams. Es ist so unglaublich schön hier. Das Licht so nahe dem Meer ist ganz anders als zu Hause. Beauty lies in the eye of the beholder. Siehe selbst ...

 

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(c) www.schnupsi.de Donnerstag 23 Juli 2009