Kunreuth, Vordere Pfaffenleite, 28.10.2005
 
Reiseberichte unterwegs in der Welt unterwegs in der Zeit

Weihnacht 2004 - Weihnachtliches Kunreuth

Weihnacht 2004

Herzliche Weihnachtsgrüße aus der Heimat!

Wo werden wir dieses Jahr wohl das Weihnachtsfest begehen? Mit dem Bike in Patagonien oder Neuseeland oder etwa Schnorcheln am Roten Meer? Aber nein! In diesem Jahr feiern wir in Gotha bei den Schwiegereltern und zu Hause in Kunreuth. Da ist es auch schön. Denn die Heimat, die Heimat ist das schönste. Sogar Schnee liegt schon. Die Bäume in der Nachbarschaft sind geschmückt und funkeln im Dunkeln voller Licht. Die Kinder, ach ja die Kinderlein. Also die fahren Schlitten und jauchzen voller Freude. Die Menschen wünschen frohe Weihnachd und alles Gude.

 

Wir haben 3.200 Lider Heizöl gegaufd und erfreuen uns an den fröhlichen Gesellen im Schlehenbusch vor dem Haus wie sie bieben und fladdern und Fudder suchen. Man muss sich einfach in sie verlieben, in die Amseln und Meisen und Goldammern und Pelikane. Von Zeit zu Zeit halte ich inne und schaue und spüre. Welch eine Erfahrung, ach ist das so herrlich rührselig! So müsste es immer sein! Hier bin ich Mensch - hier darf ich gute Bratwurst essen! Und leckeren Glühwein in die Kajüte schrauben!

 

Dazu müssen wir nicht einmal nach Nürnberg reisen, denn Forchheim mit seiner Blaskapelle und dem wundersamen Adventskalender, wo die herausgeputzten Fenster des mittelalterlichen Rathauses die Kalendertürchen bilden, hat bereits so viel zu bieten. Denn unser Forchheimer Weihnachtsmarkt ist der allerschönste von allen! Es mag nur der Kunreuther Markt an ihn heranreichen, welcher prunkvoll von unseren achthundertachtundneunzig Mitbürgerinnen und -bürgern Jahr für Jahr in's Leben gerufen wird. Denn hier weiß der Schnappsbartel seine heilsamen Produkte feilzubieten und alles, was es braucht um seinen weitgerühmten Destilaten nicht gänzlich zu verfallen, ist ein Blick auf den Schnappsbartel selbst, der mit seinen gütigen Augen gewieften Blickes einen Körper bewacht, den er allzugern behalten darf.

Doch schon am nächsten Stand locken Zweige, Kränze und kunstvoll angefertigte Gestecke; mir zittert die Seele in wonnevoller Verzückung. Was gibt es nicht alles zu entdecken: Gebrauchte Bücher, Schmuck, Plätzchen und Glühwein. Das alte Wasserschloss derer von Egloffstein bietet zum vielhundertsen Male der kleinen Gesellschaft gleichsam Trutz. Was mögen die alten Mauern beim Anblick dieser Szenen denken? Wer, wenn nicht sie könnten von den Anfängen erzählen als noch nicht neunhundert Kunreuther dieses prächtige Markttreiben machtvoll trugen sondern vielleicht nur hundert oder auch nur einer. Irgendwer muss schließlich frohen Mutes angefangen haben. Was mag dieser eine Mensch verkauft haben und an wen? Wurde seine Mühsal belohnt? Wenn man nur immer wüsste, wenn man mit einem Anfang wie dem seinen binnen einger hundert Jahre ein solch buntes Treiben hervorrufen könnte.

Schnell noch eine Bratwurst und dann wird es auch bald Zeit für die Rückreise in die Außenviertel unserer Metropole. Während wir langsam den Schlossplatz hinter uns lassen, verabschiedet sich ein unwiederbringliches Erlebnis sachte mit leiser werdendem Kindergesang bis der wohl endlich gefundene Schnuller dem Heulen ein Ende setzt. Über die Hintere zur Vorderen Pfaffenleite erklimmen wir die Anhöhe zu unserem neuen Heim. Hier erzählen wir uns ganz wortlos nur mit Blicken dieses gemeinsame Abenteuer nach. Wenn es draußen nun auch dunkel und winterlich kalt ist, pflanzen Begebenheiten wie diese kleine Sonnen in unsere Herzen. Glücklich denke ich an die kommende Steuererklärung und wundere mich noch lange.

Nächste Weihnacht mögen wir vielleicht wieder in Neuseeland, Asien, Afrika oder ich in der Klappsmühle sein, in diesem Jahr aber sind wir auf Freigang in der Heimat. Wir beide genießen das. Und vor lauter Liebe und quellenden Sonnen wollen wir euch vom dionysischen Überschwang des Frangn-Lebens in die Ferne abgeben, damit auch euer Dasein davon erwärmt und erhellt werde wie auch von der Nachricht, dass wir hier gern an euch und unsere gemeinsamen Abenteuer denken.

 

Beste Weihnachtsgrüße aus dem hadde-d-freien Kunreuth (Guhnreud)

 

Schloss Egloffstein in Kunreuth (ca. 1553)

Schloss Egloffstein in Kunreuth, ca. 1553. Bild von www.kunreuth.de

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(c) www.schnupsi.de Donnerstag 23 Juli 2009